Abtreibung für die Gesundheit weniger riskant als eine Geburt?

Erste Langzeitstudie erschienen

Abtreibung für die Gesundheit weniger riskant als eine Geburt?

Keine Frau treibt gerne und leichtfertig ab und nicht selten werden Frauen danach beschimpft, auch hierzulande. Weltweit streiten sich Abtreibungsgegner und Befürworter seit Jahrzehnten darüber, ob Abtreibungen zu schweren gesundheitlichen und psychischen Schäden bei Frauen führen. Nun fand eine Studie heraus: Frauen, die nicht abtreiben dürfen, geht es später gesundheitlich schlechter als Frauen, die abgetrieben haben.

Das haben Forscher der Universität Kalifornien herausgefunden. Für die Studie untersuchten sie 3000 Frauen, die sich im Zeitraum von 2008 bis 2010 in 30 verschiedenen Kliniken in den USA über Abtreibungen informiert hatten. Die amerikanische Langzeitstudie belegt, wie es den Frauen fünf Jahre nach ihrer Abtreibung geht.

Gesundheitliche Folgen

Die Ergebnisse verglichen die Forscher mit Frauen, die nicht abtreiben durften. Jede Frau wurde zu ihrer Gesundheit und zu ihrem psychischen Befinden und Gewicht befragt. 558 Frauen beobachteten die Forscher über einen Zeitraum von fünf Jahren. 163 aller untersuchten Frauen bekamen ein Kind, weil ihnen eine Abtreibung verneint wurde.

Das Ergebnis: Frauen, denen eine Abtreibung verwehrt worden war, ging es fünf Jahre später schlechter als Frauen, die eine Abtreibung vorgenommen hatten. Die Frauen, die ungewollt das Baby ausgetragen hatten, litten öfter an einem allgemein schlechteren Gesundheitszustand sowie chronischen Angstzuständen als diejenigen, die abgetrieben hatten.

Höhere Todesrate der Gebärenden

Die Forscher stellten nicht nur fest, dass eine Abtreibung für die Gesundheit weniger riskant ist als eine Geburt, sondern auch, dass die Frauen, die gegen ihren Willen ein Baby ausgetragen hatten, häufiger bei der Geburt gestorben waren als eigentlich üblich. Der Hauptautor der Studie Lauren Ralph sagte der "Daily Mail": "Dass Frauen sterben, wenn sie gebären, ist sehr unwahrscheinlich. Das Risiko liegt in den USA bei etwa 0,1 Prozent. Doch in dieser Studie starben 1,2 Prozent der Frauen".

Die Forscher fanden das sehr beunruhigend und resümieren deshalb insgesamt, dass eine Abtreibung mit weniger Gefahren als eine Geburt verbunden ist. "Die Ergebnisse der Studie zeigen die Konsequenzen, wenn wir Frauen weiterhin den Zugang zu Abtreibungen verweigern“, sagte Ralph dem "Time"-Magazin. Auch das Argument, dass Abtreibungen Frauen schade, ließe sich mit seinen Daten nicht halten, so Ralph weiter.

Legalisierte Abtreibungen

Seit 1973 sind in den USA Abtreibungen legalisiert, allerdings mit Zusatzregelungen für einzelne Staaten, wovon immer mehr Staaten Gebrauch machen. Nicht in jedem europäischen Land, aber in Deutschland sind Abtreibungen mit Einwilligung der Schwangeren und durch einen Arzt erlaubt.

Experten gehen jedoch davon aus, dass Ärzte sich in Zukunft seltener bereit erklären werden, Abbrüche zu machen. Laut Pro Familia werden Abbrüche deshalb häufig in den Niederlanden durchgeführt, denn für Abtreibungen finden sich immer weniger deutsche Ärzte.

(Autorin: Gertrud Maria Vaske)

Datum: 13.06.2019
Rubrik: Service & Wissen
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